Welterbe Porta, Ada & Co: Was das Trierer Welterbe bringt

Trier / Igel · Mit neun Stätten Weltkulturerbe, dem Geopark Vulkaneifel und neuerdings zwei Handschriften mit dem Unesco-Titel „Memory oft the world“ (Gedächtnis der Welt) ist die Region Trier mit internationalen Zugpferden reich ausgestattet. Doch wird das Potenzial auch genutzt?

Der prunkvolle Buchdeckel des Ada Evangeliars von 1499 in der Trierer Schatzkammer.

Foto: Anne Heucher

Nicht wenige der jährlich fünf Millionen Gäste besuchen die Stadt Trier wegen ihrer römischen Vergangenheit. Dabei spielen die neun Stätten Weltkulturerbe, von denen acht mitten in der Stadt und die Igeler Säule rund zehn Kilometer entfernt im Grenzort Igel liegen, eine große Rolle. Ob Porta Nigra, Amphitheater oder Kaiserthermen – das 1986 von der Unesco verliehene Welterbe-Label für römische Denkmale sowie die aus deren Ruinen erbauten Komplexe Dom und Liebfrauenkirche übt nach Einschätzung von Experten eine immer größere Anziehungskraft auf Touristen aus. 1,3 Millionen Menschen strömen laut der Dominformation Trier jährlich in den Dom St. Peter, etwas weniger in die benachbarte gotische Liebfrauenkirche. Und in Porta Nigra, Amphitheater und Kaiserthermen, die dem Land Rheinland-Pfalz gehören und für die Eintritt zu zahlen ist, strömten 2022 laut Innenministerium insgesamt mehr als 460.000 Besucher. Laut Professor Joachim-Felix Leonhard, Vorsitzender der Deutschen Unesco-Nominierungskommission „Memory of the world“, wächst die Bedeutung des Welterbes international. Wenn etwa in China oder Japan über die „european five“ diskutiert werde, spiele das Label Weltkulturerbe eine große Rolle für die Entscheidung, wohin man letztlich reise.

Nun hat die Stadt ein zweites Exemplar Weltdokumentenerbe („memory oft he world“) und damit ein weiteres Highlight auch für Mittelalterfans. Denn im Mai hat das Unesco-Welterbekomitee in Paris das 1200 Jahre alte „Ada Evangliar“ aus der Trierer Schatzkammer als Teil der Karolingischen Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen aufgenommen. „Das ist eine unglaublich große Chance für uns“, sagt Triers Kulturdezernent Markus Nöhl. Neben dem Römererbe als Alleinstellungsmerkmal könne die Stadt die Angebotspalette um „das reiche mittelalterliche Erbe“ erweitern und Besucher veranlassen, ihren Aufenthalt zu verlängern. Bereits jetzt zählt Trier rund 840.000 Übernachtungen. „Damit haben wir knapp acht Übernachtungen pro Einwohner, eine der höchsten Werte im deutschen Städtetourismus“, erklärt Tourismus-Chef Norbert Käthler.

Großes Potenzial, die alten Handschriften stärker wahrnehmbar zu machen, sehen Beteiligte in der Kooperation mit der Universität, wo das historische Erbe in Forschung und Lehre vielfach aufgegriffen wird, sowie in den sogenannten Unesco-Scouts, wo SchülerInnen für Gleichaltrige Führungen übernehmen und Info-Material erarbeiten. Die empfindlichen, 1200 Jahre alten Pergamentseiten sollen zudem digitalisiert und im Netz zugänglich gemacht werden. Derzeit können Besucher den Prachtkodex besichtigen, auch zum deutschlandweiten Unesco-Welterbetag am Sonntag.

Welchen Stellenwert die Auszeichnung hat, verdeutlicht Francesco Roberg, Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek und der Schatzkammer: „Wir stehen mit diesen beiden Stücken mit den Nationalbibliotheken in London, Paris, Wien und Bukarest auf einer Stufe. Mehr können Sie im Bereich mittelalterliche Handschriften des Westens nicht finden.“

Doch das Welterbe ist nicht nur Ehre, sondern auch Verpflichtung, die mit teilweise jahrelangen Baustellen einhergeht. So hat der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) bereits fürs Frühjahr 2024 wieder Sanierungsarbeiten an den Kaiserthermen samt neuem Gerüstaufbau angekündigt und sperrt dort seit Jahren zum Schutz vor herabfallenden Mörtelbrocken und Steinen einen Weg. Die Stadt will zudem das Porta-Umfeld komplett umgestalten und vom Verkehr befreien – ein Projekt, für das es bereits vor 13 Jahren einen Wettbewerb gab. Seit knapp zwei Jahren arbeiten allein vier Experten aus Denkmalpflege und Stadtplanung daran, einen Managementplan aufzustellen, der etwa Kern- und Pufferzonen festlegt, in denen nicht uneingeschränkt gebaut werden darf. Die Römerbrücke wurde kürzlich so saniert, dass weiterhin Autos über das antike Bauwerk fahren dürfen.

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